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Neuordnung in München

Am 16. November 1909 ging im Wunsiedler Rathaus ein Schreiben der Münchner Behörde ein, worin man konstatierte, daß das Archiv sich nahezu völlig in ungeordnetem Zustand befindet und von früheren Stadtverwaltungen “stark vernachlässigt und verwahrlost wurde“. Man schlug deshalb vor, das gesamte Archiv zur Neuordnung nach München zu senden. Der Wunsiedler Magistrat war über diese Möglichkeit, den Zustand des Stadtarchivs durch sachkundige Archivare wieder in Ordnung zu bringen, hoch erfreut. Die Verhandlungen zogen sich zwar etwas in die Länge, aber bis Oktober 1911 war das gesamte Archivgut bis 1810 nach München geschickt.

Bereits zwei Jahre später, am 11. Dezember 1913, dachte man im Allgemeinen Reichsarchiv, nachdem die Ordnungsarbeiten beinahe abgeschlossen waren, an eine Rückführung der Wunsiedler Archivalien. Doch dann brach der Erste Weltkrieg aus und die Arbeiten ruhten bis zum Dezember 1918. Ab diesem Zeitpunkt war der Münchner Archivar Dr. Wilhelm Fürst mit der Ordnungsarbeit an dem Wunsiedler Bestand beschäftigt. Fürst weilte auch im August und Oktober 1920 in Wunsiedel und fand hier noch insgesamt 38 lfde Meter Akten vor, die in völliger Unordnung waren und dem Bestand in München einverleibt werden mußten.

Aus einem Schreiben vom 11.4.1924 von Generaldirektor Riedner geht hervor, daß zu diesem Zeitpunkt die Akten und Bände des Wunsiedler Archivs einen Umfang von 80 lfden Metern in München ausmachten. Für die spätere Unterbringung in Wunsiedel berechnete man, daß „120 lfde Meter Gestelle“ bei einer Raumreserve von 25 lfden Metern für die nächste Zeit für ausreichend erachtet wurden. Am 14. April gleichen Jahres beschloß daraufhin der Stadtrat das im 1. Stock des Rathauses neben der Registratur befindliche Gewölbe als Archivraum zu nutzen.

Für Instandsetzung und Inneneinrichtung investierte die Stadt 1500 Mark, wobei neben den Holzregalen auch zwei Schaukästen angeschafft wurden. Aus der Etatreserve von 1924 genehmigte schließlich der Stadtrat noch die Anschaffung von 350 Urkunden- und 3500 Aktenumschlägen durch die Generaldirektion über die Firma Großmann & Friedel. Aber es dauerte nochmals vier Jahre bis am 17.8.1928 ein Schreiben der Generaldirektion mit der Nachricht eintraf, daß die Wunsiedler Akten und Bände neu geordnet sind und zum Rücktransport bereitstehen. 196 Päckchen zu 40-45 cm à 15 kg wurden daraufhin am 4. September durch die Speditionsfirma Braun wieder nach Wunsiedel gebracht.