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Historischer Stadtrundgang

Es freut uns sehr, dass Sie sich für unsere Stadt interessieren und möchten Sie gerne auf einen kleinen Stadtrundgang mit interessanten Sehenswürdigkeiten und Geschichten einladen.

Wir beginnen unseren gemeinsamen Rundgang auf dem Marktplatz. Der rechteckige Platz befindet sich zwischen den Hauptstraßen Ludwig- und Maximilianstraße und weist mit seinen dreigeschossigen Gebäuden typische klassizistische Elemente auf.

Der Marktplatz sollte ursprünglich nach dem bayerischen König „Ludwigsplatz“ genannt werden. Seit 1979 ist er als verkehrsberuhigte Zone eingerichtet und lädt Sie mit seinen eindrucksvollen Gebäudestrukturen und Kastanien zum Verweilen ein.

Rathaus

Das markanteste Gebäude auf dem Platz stellt das Rathaus mit seinen drei wuchtigen Eingangstoren dar. Es wurde von 1835 – 1837 nach dem letzten großen Stadtbrand von 1834 errichtet. Fenstereinfassungen und Türstöcke wurden ausschließlich aus einheimischem Granit gefertigt. Die Fassade gestaltete der Oberste Baukunstausschuss in München, dessen Vorsitzender Friedrich von Gärtner war. Besonderes Augenmerk liegt auf dem großen Saal, der 1838 von Adolph Westphal malerisch gestaltet wurde. Freilegungen und Renovierungen erfolgten im Jahr 1975. Der Wunsiedler Rathaussaal zählt zu den kulturhistorisch bedeutsamsten aus dem 19. Jahrhundert in Oberfranken.

Dem Rathaus gegenüber befindet sich einer der 35 Brunnen der Stadt. Er wurde nach dem Baumeister Johann Andreas Ritter 1838 errichtet und wird wie alle Brunnen in der Stadt alljährlich zum Brunnenfest (am Samstag vor Johanni) mit Blumen und Lichtern sehr dekorativ geschmückt.

Wir lassen nun das Rathaus hinter uns und überqueren den Marktplatz in Richtung ehemalige Stadtapotheke, einem attraktiven Bau mit schön geschnitztem Tor.

Um die Ecke herum gelangen wir in die Maximilianstraße und haben die Evangelische Stadtkirche St. Veit vor uns.


Jean Paul

Direkt neben der Kirche befindet sich das Jean-Paul-Denkmal, welches die Stadt Wunsiedel zu Ehren ihres berühmtesten Sohnes errichten ließ. Die Bronzearbeit stammt von Ludwig von Schwanthaler, der die Bavaria in München geschaffen hat.

Hinter dem bedeutenden Denkmal befindet sich der kleine Jean-Paul-Brunnen aus dem Jahr 1919, der zugleich den ältesten besiedelten Punkt der Stadt darstellt: Wir stehen  auf dem aufragenden Sporn über dem Röslatal, auf dem die Burg um 1100 errichtet wurde. Die erste urkundliche Erwähnung stammt von 1163, wobei von einem Ministerialen Albertus de Wunsidil die Rede ist. Der Ortsname Wunsiedel entstand so aus „Wunne“ = Waldwiese und „siedel“ = Edelsitz.

Das besiedelnde Geschlecht der Grafen von Vohburg-Giengen starb um 1150 aus, danach gehörte der Besitz den Hohenstaufen. Durch Erbschaft ging das Bayreuther Land 1248 an die Hohenzollern, die 1285 die Lehensherrschaft über das „Castrum“ Wunsiedel erwarben. 1321 verkauften die Brüder von Vogtsberg – die letzten Besitzer – die Burg an die Hohenzollern. 1326 wurde Wunsiedel als Stadt gegründet und die Burg diente als Verwaltungssitz. 1607 brannte die Burg allerdings bei einem der großen Stadtbrände mit ab und lediglich eine Ruine blieb zurück. 1731 ereignete sich ein weiterer Brand und die Burgruine wurde nun vollständig abgetragen. An ihrer Stelle entstanden sieben neue Häuser.

Werfen wir einen Blick auf den Bocksberg und die unten liegende Breite Straße, erscheint uns die Position der Burg eher harmlos. Bedenkt man, dass dieses Gelände zwei bis drei Meter aufgeschüttet wurde, so befand sich die Burg auf einem durchaus imposanten Felsvorsprung. Das Burgtor lag in der Höhe der heutigen Straße „Am Bocksberg“.

Stadtkirche St. Veit

Jetzt wenden wir uns wieder der Evang. Stadtkirche St. Veit zu, deren Portal an der Südseite für Interessierte geöffnet ist. An dieser Stelle befand sich früher die Burgkapelle. Sie war ursprünglich St. Martin, später St. Veit, geweiht und wurde nach 1326 Stadtkirche. 1476 brannte die Kirche erstmalig ab. Bei einem weiteren Brand im Jahr 1731 fiel die Kirche mit Ausnahme des Chors erneut den Flammen zum Opfer. Johann Ritter baute sie im Markgrafenstil wieder auf, wobei der Turm erst 1769 vollendet wurde. Die Pläne stammten vom Wunsiedler Zimmermann Johann Georg Schünzel. 1903 wurde die Kirche von einem Blitzschlag getroffen und es führte erneut zum Flammeninferno. Erhalten blieben nur der Turm und das Altarbild. In den Jahren 1904 -1906 wurde die Kirche im ursprünglichen Zustand wieder aufgebaut  So verfügt der Innenraum über eine protestantische Predigtkirche mit zwei Emporen. Das Altarbild „Segnender Christus“ wurde von Franz Simon aus München im Nazarenerstil gestaltet.

Anwesen Jean-Paul-Platz

Im Anwesen Jean-Paul-Platz 5 befand sich einst die Wohnung des Tertius, des dritten Lehrers am Lyzeum. Hier kam am 21.03.1763 (gestorben in Bayreuth 1825) Johann Paul Friedrich Richter zur Welt. Romane wie „Der Titan“, „Die Flegeljahre“ und „Die Idylle“ vom Schulmeisterlein Wutz, dürften die bekanntesten sein.

Lyzeum

Hinter der Stadtkirche lugt ein kleiner Dachreiter hervor, er gehört zum Anwesen Jean-Paul-Platz 1, dem Lyzeum. Es wurde 1520 als Beinhaus und Bibliotheksgebäude errichtet und diente ab 1695 als Lateinschule. Die Schülerspiele, die von hier ausgingen, waren zugleich die laienhaften Anfänge der heute professionell besetzten Luisenburg-Festspiele. 1771 wurde sodann dem Mansardendach ein Türmchen aufgesetzt. Von 1908 - 1964 war hier das Fichtelgebirgs-Museum untergebracht.

Hackerplatz

Neben dem Lyzeum gehen wir durch das Friesnergässchen und befinden uns direkt vor der Fichtelgebirgshalle, in der auch die Wunsiedler Tourist-Information untergebracht ist. Der Platz ist der französischen Stadt Mende gewidmet und weist auf die seit 1982 bestehende Städtepartnerschaft hin.

Wenn Sie einen Abstecher rechts Richtung Hackerplatz machen, können Sie zwei von der Stadt Wunsiedel in den Jahren 2005 und 2006 instand gesetzte Gärten zum Verweilen besuchen: Der erste ist der Partnerstadt Volterra (Toskana) und der zweite der Partnerstadt Schwarzenberg (Erzgebirge) gewidmet.

Friedhofskirche zur Heiligen Dreifaltigkeit

Vorbei an den Neubauten des Landratsamtes und der Fichtelgebirgshalle gelangen wir zum Friedhof. Die Friedhofskirche zur Heiligen Dreifaltigkeit verfügt über eine bewegte Baugeschichte. Nachdem der Grundstein schon 1628 gelegt worden war, behinderten Widrigkeiten des 30-jährigen Krieges den Baufortgang. So bemächtigten sich Soldaten des Bauholzes für Lagerfeuer und verzögerten damit den Weiterbau. 1672 konnte die Kirche endlich eingeweiht werden und hat seitdem kaum Veränderungen erfahren. Im Altarraum befindet sich ein Kruzifix aus der Zeit um 1500. Die Christusfigur trägt nach spätmittelalterlicher Sitte echtes Haar. Weiterhin befinden sich hier die Bilder von Wunsiedler Superintendenten (Dekane) ab 1568 sowie die Grabmäler bedeutender Wunsiedler Familien, wie Pachelbel und Wurfbein. An der östlichen Friedhofsmauer ist das Grabmal Friedrich Meinels – Wunsiedler Bürgermeister – als Brustbild mit Baldachin, vom Bayreuther Hofbildhauer Elias Räntz, zu sehen.
Ein Gang über den Friedhof lohnt sich, da eine größere Anzahl historisch interessanter Epitaphien aus Wunsiedler Marmor, die aus der Zeit von 1500 – 1800 stammen, sehenswert sind.

Karl-Sand-Platz

Wir verlassen den Friedhof durch das Gittertor und erreichen die Egerstraße, in der wir uns nach links wenden und bis zur Kreuzung gehen. Wir überqueren sie und befinden uns in einer kleinen Grünanlage – dem Karl-Sand-Platz. Hier stand bis 1973 das Geburtshaus eines umstrittenen Mannes. Einerseits wurde der Burschenschaftler Carl Ludwig Sand, geboren 1795 in Wunsiedel, als Freiheitsheld gefeiert, andererseits wurde er als Mörder verdammt. Erwiesen ist, dass der Jenaer Theologiestudent 1819 den als Spion verdächtigten Dichter August von Kotzebue ermordete und dafür in Mannheim hingerichtet wurde. Seine unglückselige Tat macht ihn so zu einer der bekanntesten politischen Gestalten des 19. Jahrhunderts.

Fichtelgebirgsmuseum

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sehen wir das Fichtelgebirgs-Museum. Das Gebäude wurde in den Jahren 1451-1468 von Sigmund Wann als Laienbruderhaus errichtet. 1840 diente der Nordtrakt als Frauenhaus. Seit 1964 befindet sich hier das größte bayerische Regionalmuseum, dem eine sehenswerte und umfangreiche Stein- und Mineraliensammlung angegliedert ist. Sonderausstellungen und Handwerksvorführungen bereichern das Museum und machen einen Besuch sehr lohnenswert.

Spitalkirche St. Marien

Daneben befindet sich die Spitalkirche St. Marien. Sie wurde um 1460 im Zusammenhang mit dem Spitalkomplex, einer Stiftung des oben erwähnten Wunsiedler Blechverzinners Sigmund Wann, erbaut. Das gotische Gewölbe wurde beim Brand von 1731 zerstört. Im Inneren ist ein Zinnkrug mit der Umschrift „Hiermit bezahlte ich den Herrn zu ehren meine Gelübte Chr. Lud. Gerike, Zinngießermeister in Wunsiedel 25. Dez. 1785“ sehenswert. Des Weiteren befindet sich hier eine Bildkopie des Egerer Originalportraits des Stifters Sigmund Wann. Bilder von Dekanen und Grabplatten aus Metall vervollständigen die Innenraumgestaltung. An der Außenmauer befindet sich das Gedächtnismal Sigmund Wann von 1951.

Stadtmauer

Wir passieren den alten Durchgang unter dem Turm der Spitalkirche und gelangen so in die Sigmund-Wann-Straße mit ihrem typisch altertümlichen Verlauf entlang der Stadtmauer. Da man die aus dem Wunsiedler Marmorzug geschlagenen Kalksteine zum Bau der Mauer verwendete, bekam die Stadt auch den Beinamen „die Stadt mit den marmelsteinernen Mauern“.

Von hier zweigen zwei Gässchen nach rechts ab. Das erste führte zu einem  Mauerpförtchen, das nur einmal in der Woche geöffnet wurde. Hier wurden früher die Butten entleert, was auch den Namen „Misttor“ sowie den Wunsiedler Spottnamen „Buttenscheißer“ erklärt. Aus Platzmangel und wohl auch aus einem Gefühl der Sauberkeit heraus, hatte die Stadt Wunsiedel schon früh verfügt, dass die zur Landwirtschaft der „Äckerbürger“ gehörenden Misthaufen nicht vor dem Haus auf der Straße belassen werden durften. So wurden vor dem Mauerring Miststätten errichtet.

Hier finden wir auch einige interessante alte Häuser, wie das Anwesen Nr. 31 der Zinngießerfamilie Hohenner und Nr. 35, das Schirnding´sche Freihaus, das für den Benefiziaten des St. Anna-Altars in der Stadtkirche St. Veit errichtet wurde.

Luitpoldplatz und Brunnen

Am Ende der Sigmund-Wann-Straße erreichen wir den Luitpoldplatz.Im Volksmund wird der Platz auch noch Töpfermarkt genannt, da im 19. Jahrhundert hier Tongeschirr verkauft wurde. Der dortige Brunnen stammt aus dem 18. Jahrhundert. Auf der  gegenüberliegenden Seite befindet sich das Pachelbelhaus. Das als reiche Blechzinnhändler und Bürgermeister in Wunsiedel und in Eger bedeutende Patriziergeschlecht hatte hier von 1500 - 1731 seinen Stammsitz..

Nun laufen wir in Richtung Sechsämterlandstraße bis zur Kreuzung, an der wir ein reizvolles Gegenüber aus „Brunnenbuberl“ und „Brunnenmäderl“ vorfinden. Beim Überqueren der Sechsämterlandstraße sehen wir am Ende der Maximilianstraße die Staatl. Wirtschaftsschule, deren Pläne von Friedrich von Gärtner stammen. Wegen ihrer auffallenden Form wird sie in Wunsiedel auch „Kaffeemühle“ genannt.

Wir stoßen auf die ehemalige Müller´sche Pianofabrik, in der Chopin 1836, während eines Abstechers von Marienbad zur Luisenburg, zu Gast war.

Wir folgen der Sechsämterlandstraße einige Schritte, bis links ein kleines Gässchen auftaucht. Wir gelangen auf diesem Weg an einen stillen und verwunschenen Winkel mit Brunnen, der tatsächlich den Namen Winkelbrunnen trägt. Der Schmied auf der Brunnensäule zeigt auch heute noch stolz seinen Zylinder zum Brunnenfest.

Rechts steigt eine schmale Gasse etwas bergan. Über sie gelangen wir nach wenigen Schritten in die Ludwigstraße, in der wir uns kurz nach rechts wenden. Hier befindet sich ein Rest Stadtmauer mit dem Pulverturm, offiziell „Turm in der Wehr“. Der runde Einschluss ist nicht etwa eine alte Kanonenkugel, sondern eine Schreifratze, die früher die Feinde abschrecken sollte. Die Gesichtszüge sind allerdings nur noch schwer zu erkennen.

Koppetentor

Nach Überquerung der Ludwigstraße geht es etwas bergan zwischen den alten Häusern des Turmgässchens. Am Ende dieser Gasse schlüpfen wir durch einen schmalen Durchlass und befinden uns außerhalb der Ummauerung. Hier erhebt sich der Koppetentorturm, dessen Name seit 1471 nachgewiesen ist. Der Turm, der im Zuge einer Mauererweiterung gebaut wurde, hatte zunächst ein Notdach und wirkte dadurch „koppet“ = abgekoppt. Es handelt sich um den letzten Stadttorturm. Zwei weitere wurden im Laufe der Zeit zerstört oder freiwillig abgetragen.

Kath. Stadtpfarrkirche zu den Zwölf Aposteln

Vom Koppetentor aus wenden wir uns nach Westen in die Kemnather Straße, in der sich nach wenigen Schritten links der Senestreyplatz zeigt. Hier befindet sich die 1883/84 erbaute Kath. Stadtpfarrkirche zu den 12 Aposteln im neugotischen Stil. Im Inneren befinden sich einige wertvolle spätmittelalterliche Kunstwerke, darunter eine spätgotische Marienfigur aus Steinguss, die ursprünglich aus dem Salzburgischen stammt.

Wilmaanlage & Brunnen

Wir setzen unsere Wanderung zurück in Richtung Koppetentor fort, biegen aber schon vor dem Brunnen nach rechts in die Alte Landgerichtsstraße ein. Auf der linken Seite erreichen wir die Wilma-Anlage. Prachtvolle Bäume und ein zierlicher Brunnen von 1919 schmücken diesen Ort. In der Wilma-Anlage ermöglicht eine gesicherte Öffnung einen Blick auf den einige Meter tiefer liegenden Krugelsbach, der in einem Tunnel unter der Stadt durchgeleitet wird. Neben dem Wilma-Brunnen finden wir den „Lug ins Land“, ebenfalls einen Rest der Stadtmauer mit Turm.
Gegenüber befindet sich das Luisenburg-Gymnasium.

Eisweiher & Kreuzfall

Wir setzen unseren Weg fort und gehen die Alte Landgerichtsstraße hinunter. Nun  erreichen wir eine kleine Brücke, die ins stadtnahe Freizeitgelände „Eisweiher“ führt. Hier unterquert der Krugelsbach den Mühlbach und fließt noch weiter zwischen alten Sträuchern hindurch, bis er schließlich in den Hauptarm der Rösla mündet. Diese Unterquerung trägt die Bezeichnung „Kreuzfall“ und gehört zu den Wahrzeichen der Stadt. Handwerksburschen mussten in früherer Zeit ihrem Meister als Beweis dafür, dass sie in Wunsiedel waren, dessen Wahrzeichen nennen: Das Koppetentor, die marmornen Stadtmauern und den Kreuzfall.

Vor der Brücke zum Eisweiher wenden wir uns nach links und können dort nach wenigen Schritten einen Blick in den Alltag unserer Großmutter werfen, denn wir finden hier Waschbänke, die bis in die 50er Jahre genutzt wurden.

Gabelmannsplatz

Weiter geht unser Weg in die Schwarze Allee hinein. Ihren Namen hat sie ursprünglich von zwei Reihen Kastanien, die sie auch am Tag düster erscheinen ließen. Wir folgen dann links der Marktredwitzer Straße und gelangen zum Gabelmannsplatz, der beim Wiederaufbau nach dem letzten Brand entstand. Er wurde mit einem schönen Brunnen ausgestattet, der sich früher auf dem alten Marktplatz befand. Der Gabelmannsbrunnen stammt von 1784 und trägt auf der Brunnensäule Gott Neptun mit dem Dreizack, im Volksmund „Gabelmann“ genannt. Die 1790 von Bildhauer Franz Schuh, Bayreuth, geschaffene Originalfigur befindet sich heute im Fichtelgebirgsmuseum.
Wir folgen abschließend dem Blick zum Koppetentor, gehen bei der Theresienstraße rechts zum Marktplatz und sind wieder am Anfang unseres gemeinsamen Stadtrundganges angelangt.